Saturday 4 October 2014



OF700 2014: 3 Tage nonstop Mountainbiken in Nordnorwegen
Wer tut sich das an? Mehr als 600km biken am Stueck in rauen, wilden, 24h hellem Gelaende? Alle die endlose Singletrails, unberührte Natur und Weitsicht lieben.
Hier die Zahlen: es gab 3 Mix-Teams, zwei dänische und uns  –Team Arzgebirg – und 12 Männerteams, auch hier viele dänische Mannschaften, die den langen Weg nach Nordnorwegen fanden. Und dann sehr sehr viele Teams die die ca. halbe Distanz als Ziel hatten – OF300.


Das Rennen startete am Dienstag, den 29. Juli um  12:00 Uhr für die Mix-Teams und vor uns lagen rund 620 km in der wilden, rauen Finnmark – zuerst eine Runde um Alta – 50km auf Singletrails, mit herrlichen Abschnitten entlang des Flusses. Dementsprechend erwarteten uns sowohl schlammige als auch Sand-Partien – aber die waren sehr wenige im Vergleich zu verspielten Singletrails.
Nach einem kurzen Pitstopp ging es auf nach Stabbursdalen, eine idyllisch gelegene Hütte mitten im Wald (na ja fast). Die Sonne bewegte sich nordwärts, und gab uns eine tolle Stimmung. Nach gut 3h (ja das Gelände ist so rau, das einige Etappen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 10km/h haben) – hier füllten wir uns und die Rucksäcke mit Essen und Trinken auf.



Dann ging es schon weiter, gegen 19 Uhr abends stellten wir uns auf 10 Stunden reine Fahrzeit ein bevor wir wieder Zivilisation sehen würden – Laksvik. Die Veranstalter haben diese neue Etappe über Stock und Stein gelegt – und ja es wurde sehr steinig – aber unsre Litevilles spielten nur so mit dem Gelände. Wir genossen die fantastische Natur, die tiefstehende Mitternachtssonne, tlw genau vor uns Die Streckenleger prophezeiten bis zu 30min Lauf- und Tragepassagen. Aber mit unsren 140 mm Vorderradaufhängungen gab es keine großen Probleme – mal kurze verblockte Abschnitte wo wir nix riskierten – schließlich lag noch über 400km vor uns. So genossen wir auch fast die 2 Pausen wegen Reifenschäden – kurzer erzwungener Stopp, der aber der Konzentration in dem steinigen Gelände ungemein half – ich hätte nicht 3h ohne Pause vollkonzentriert durch diese Steinwüste fahren können. Unverhofft „schnell“ kamen wir in Lakselv an; nur 8 Stunden und die Freiwilligen dort mussten bereits um 3 Uhr aufstehen.
Das Schild meint, es sei ein Radweg, aber du musst genügend Geduld für diese Radwege aufbringen, denn  manchmal geht es nur zu Fuß!
Nach 3 Stunden Ruhe und ein bisschen Frischmachung sowie Frühstück ging es weiter nach Valjok. Hier berechnete der Streckenleger 6h, aber auch das beste Männerteam brauchte gute 8h. Und es lag nicht nur am Gegenwind! Es war einfach eine Etappe mit viel zu viel laufen – fahrbar aber kräftezehrend, daher war laufen angenehmer, da ja immer noch mehr als 400km vor uns lagen. Nach gut 7h stellte sich heraus dass wir das Essen zu knapp berechnet hatten und auf Riegel umsteigen mussten. Auf der Etappe überholten uns die 2 besten der 6h später gestarteten Männerteams, erst Erik, the Viking (Viking Racing Team) mit Partner und dann Andreas und Bjørn von Tromsø. Aber auch die 4 Herren wählten Laufen statt biken um Kräfte zu sparen – das gab uns Motivation zurück.
Endlich, nach einer Ewigkeit kamen wir Valjok  an. Diese Etappe dauerte viel länger als geplant, gute 10 Stunden!  Wie sich im Nachhinein herausstellte, ging es allen Teams so und wir waren nicht die langsamsten! Gestärkt durch das gute Essen in Valjok und nach wie vor schönem Wetter ging es auf nach Karasjok – für uns eine bekannte Etappe, zuerst klettern nach oben, dann viel Wald und schließlich Feldweg hinunter nach Karasjok. Dort hatten wir wieder 3 Stunden Pflichtaufenthalt, den wir zum Schlafen nutzen.



In der Nacht brachen wir zur nächsten Etappe auf. Das Wetter wurde schlechter, es regnete. Doch zunächst ging es noch auf trockenem Asphalt die Straße hinauf zur Ravnastua, wo uns das schlechte Wetter „begrüßte“. Ein Vorteil des Regens: die Sandwege waren besser zu fahren.  Eine kurze Pause an der Hütte nutzen wir zum Wechseln der Sommerkleidung auf wärmere Bekleidung – es wurde doch ziemlich kalt. So neu verpackt starteten wir nach Mollisjok.  Es ist wirklich eine sehr schöne Landschaft, durch den Regen leider nicht so erlebbar, aber endlich kam die Sonne heraus und wir machten kleinere Pausen. Mein diesjähriger Eindruck von der der Etappe Karasjok- Mollisjok bestätigte die der letzten Jahre; hier ist das Herzstück der Finnmark – ich liebe es! Nur etwas verwundert war ich, dass es trotz Regen immer noch so viele Mücken gab. Aber das liegt wohl an den Sümpfen. Die Trails waren aber meist trocken, ein wenig Schnee gab es auch noch zu bestaunen.
Von Mollisjok hatten wir Downhill-Biken nach Soussavri, im Wesentlichen eine einfache Etappe, aber ich trank Kaffee in Mollisjok und der bekam mir gar nicht, mir wurde ziemlich schlecht. Ich hatte Magenprobleme und es war ein Kampf weiterzufahren. In  Soussavri gab es leckere Fischsuppe, die verdrängte die Magenschmerzen und ich fühlte mich viel viel besser, obgleich die Magenbeschwerden nicht vollständig verschwunden waren. So konnte ich die Fahrt nach Masi nicht wirklich genießen, es war nach wie vor viel Kampf und Entschlossenheit.  Der Abstieg nach Masi bereitet Hendrik viel Freude und ich freute mich, ohne Reifenschaden ans Ziel dieser Etappe  zu gelangen. Denn in Masi waren wieder 3 Stunden Ruhe vorgeschrieben. Wir holten Informationen zur nächsten Etappe nach Mieron ein, erfuhren, dass die erste Herren-Teams  dafür etwa 6 Stunden benötigten;  also für uns ca.  9 Stunden. Ich aß Kekse und war frohen Mutes, eine angenehme  Tour vor mir zu haben. Das Wetter spielte auch mit, allerdings fuhren wir in die Nacht hinein und es würde wiederum kalt werden. Der erste Teil der Etappe war Spaß am Radfahren und unglaublich schöne Landschaft, nur dumm, dass wir wussten das Mieron sehr weit weg liegt. Und nach 2 Stunden einfachen Radfahren (im Verhältnis gesehen!) begannen wir zu laufen und konnten nicht mehr so fließend Radfahren bis wir zu einer Schotterstraße kamen. Wir fragten uns, wo in aller Welt kommt diese breite Straße her??? Nach einer ganzen Weile biken bekamen wir die  Antwort: Marmorsteinbrüche und eine Baustraße mitten in der Natur! Wir überquerten die Kreisstraße im Baugelände, eroberten einen kleinen Hügel (nahmen nicht den Asphaltweg)  und fuhren nach Mieron rein. Es war kalt (4 °C), es regnete und wir waren richtig nass. Jetzt eine Heizung –  so unsere Wünsche für Mieron.  Und sie wurden erfüllt. Nach einer Stunde in Warmen, wechseln der nassen Kleidung in trockene und Butterbrotscheiben starteten wir gestärkt am Freitagmorgen nach Soulovoumbi. Ab jetzt ging es nur noch Richtung Alta.



Auf den Weg dorthin machten wir zwei längere  Pausen.  Die Sonne gab ihr bestes,  wo der Wind schwach wehte, hatten wir viele Mücken, aber auf kleinen Anhöhen gab es wenig Mücken. Kontinuierlich näherten wir uns der vorletzten Station. Der Veranstalter gab uns den Tipp, lange oben zu bleiben, erst dann auf die Schotterstraße zu fahren, wir meinten,  sie muss gleich kommen, aber nix kam, stattdessen technische Trails mit viel Sand und ständig bergauf bergab. Das ging auf die Stimmung und mein Fahrrad bekam auch was ab. In Soulovoumbi angekommen war ich ziemlich leer, Bike kaputt, aus der Traum!
Eine solcher Defekt kurz vor Toresschluss  – aber Hendrik  reparierte mehr als eine Stunde, feilte, bastelte, schraubte – der technische Support konnte nur staunen – und mein Fahrrad  fuhr, ich konnte wieder schalten bis auf den kleinsten Gang – wau! Das musste reichen bis Alta und es war eine riesengroße Erleichterung und eine wahnsinnige technische Reparatur (ohne entsprechende Ersatzteile)!!!   Vielen Dank und ewiger Ruhm an Hendrik –  ohne ihn wären wir nicht zusammen im Ziel gekommen.  Nun konnten wir uns auf die letzten 2 Etappen konzentrieren und trotz Sitzbeschwerden machten wir uns auf den Weg.

Hendrik befürchtete, dass wir eine Menge Zeit verloren hätten und aus Angst, dass Anne und Mads (das waren unsere Verfolger als  2. Mix-Team )  kommen und uns einholen würden, trieb er uns an und wir fuhren so schnell als möglich auf der Schotterstraße nach Gargia, allerdings  mit einem unerwünschten Stopp wegen einer Reifenpanne, die ich hatte – und das auf der Schotterstraße !  Arg! Dann war es Zeit für Gargia-Alta, der letzten Etappe. Es regnete wieder ein bisschen, wir stoppten, schlüpften in die Regenbekleidung, machten auch ein paar Fotos. Die technischen Passagen lief ich aus Konzentrationsgründen; war ich doch bereits sehr müde und ich wollte nicht noch wenige Kilometer vor dem Ziel stürzen. Eine gewisse Unsicherheit  befiel uns alle, die Orientierung war schwer, sind wir auf dem richtigen Weg? Ja wir waren und  waren darüber sehr erleichtert. Mit Koffeintabletten hielt ich mich wach und radelte, radelte und radelte bis kurz vor dem Ende. An der Byløypa  angekommen, wirkten die Koffeintabletten, ich bin den steilen Hang hochgeradelt, während Hendrik lief. Ich wartete oben und dann wurde es nochmal ein wenig chaotisch,  das GPS mussten wir genau lesen,  waren doch die Pfeile manchmal verwirrend. Aber der letzte Kilometer war Genuss und große Entspannung.  In diesem Jahr gab es viele Menschen im Zielbereich und alles Adrenalin schoss in den Körper, machte alle Anstrengungen und Schmerzen vergessen und wir hatten es geschafft als erstes Mixteam ins Ziel zu kommen….



Foto: Geir Stian A. Larsen           
Fragt uns nicht über unsere Hintern. Es war eine Woche Rad-Pflichtpause.
Vielen Dank an alle, die uns so tatkräftig unterstützt haben.
Ich bin beeindruckt von Anne und Mads, die unverschämt gut fuhren und für ihre Erstteilnahme eine hervorragende Leistung darboten.  Probier es selber aus –  einfach mitmachen. Es ist ein phantastisches Abenteuer, ein Test der geistigen und körperlichen Kräfte und es sind unvergessliche Erinnerungen.

No comments: