Tuesday 6 May 2014

Wettkampf im Harz - verhext?

Am ersten Maiwochenende fanden im nördlichen Harzgebiet die ersten beiden Wertungsläufe zur Deutschen Meisterschaft MTBO statt. Sie wurden rund um Gernrode, nahe Quedlinburg, ausgetragen.
Ich freute mich bereits auf diese Wettkämpfe und wollte sie als Standortbestimmung meiner eigenen Fitness nutzen. Aufgrund meiner krankheitsbedingt recht ungünstig verlaufenen Saisonvorbereitung in den zurückliegenden Monaten, konnte ich ohne Druck in die Wettkämpfe gehen. Das Ziel war sicher und möglichst fehlerfrei zu orientieren, denn dies war auch in der Vergangenheit meist mein größtes Hindernis.
Am Samstag ging es in Ditfurt in einer Mischung aus Feldwegen und Altstadtgebiet um Punkte in der Sprintdistanz. Ich fand gut in das Rennen und die Karte, konnte so einen guten Rhythmus fahren. Gerade bei den Sprint-Distanzen, mit einer Wettkampfzeit von ca. 30min, kommt es auf eine hervorragende Orientierung bis ins Ziel an. Denn die fahrerischen Unterschiede der Starter fallen hier noch wenig ins Gewicht. Dafür summieren sich auch kleinste Unsicherheiten bei der Orientierung zu den 24 Posten zu einem großen Zeitrückstand. Am 19. Posten unterlief mir dann aber doch ein Fehler mit Zeitverlust. Und weil dem noch nicht genug war, ereilte mich direkt danach noch ein Reifenschaden, der mich augenblicklich zum Fußgänger machte. So beendete ich diesen Wettkampf schiebend bis ins Ziel und war aufgrund  des Verlaufs schon etwas enttäuscht. Wie sich in der nachfolgenden Auswertung herausstellte, lag ich mit einigen Zwischenbestzeiten sicher auf Podiumskurs um Bronze. Der 3. Platz  ging durch den Reifendefekt jedoch endgültig verloren und ich fand mich schließlich abgeschlagen auf Rang 7 in der Klasse der Herren Elite wieder. Mark Huster (SV Sachsen 90 Werdau) konnte vor seinem Vereinskameraden Danny Albert und Mirko Schütze (OLV Potsdam) den Sieg erringen.
Am Sonntag stand mit dem Harz Cup wieder ein Score-MTBO auf dem Programm. Über eine Zeit von 3 Stunden galt es Posten mit maximaler Wertigkeit anzufahren. Es gilt dabei die Route in einem recht großen Kartengebiet direkt nach dem Start selbst zu planen. Überschreitet ein Fahrer die maximale Wettkampfzeit, werden je nach Höhe der Überschreitung Wertungspunkte abgezogen. Bei dieser Wettkampfform wird der komplette Sportler gefordert, weil die eigene Route und Zeitplanung den landschaftlichen Gegebenheiten, der Witterung und nicht zuletzt den eigenen fahrerischen und konditionellen Möglichkeiten, der Tagesform (!), angepasst werden muss. Auch vom Rad wird alles gefordert. Ständig wechselnde, immer unbekannte Strecken-Bedingungen fordern die ganze Vielseitigkeit des Materials vom schnellen Waldweg bis zu verblockten Trails bergab & bergauf. Während des Wettkampfes hat man meist auch keine Vergleichsmöglichkeit mit anderen Fahrern, da jeder seine eigene Vorstellung der besten Route hat. Es gilt: ,Am Ende wird abgerechnet!'. Hier galt es nun bei leicht sonnigen, aber sehr kühlen (4 Grad C!) an den Start am 'Bremer Teich' zu gehen. Start und Ziel befanden auf einem Höhenzug im Waldgebiet südlich von Gernrode bzw. Thale. Meine eigene Anspannung war vor diesem Wettkampf schon um einiges größer. Nach dem eigenen Gefühl kam ich unterwegs gut zurecht und erreichte meinen am weitesten entfernten Posten kurz vor der Hälfte meiner Wettkampfzeit. Auf dem Rückweg, zum Ziel, ging es dauerhaft bergan und ich war schon recht erschöpft. So änderte ich die Route etwas ab, verzichtete auf einen möglichen weiteren Wertungsposten, um direkter zum Ziel zu kommen. In Zielnähe hatte ich mir noch mögliche Posten ausgesucht, um die Wettkampfzeit möglichst gut auszunutzen. Diese Möglichkeit nutzte ich dann auch, und holte noch eine solche kleinere Wertung auf mein Konto. Nun schnell ins Ziel und und die Endzeit ,gestempelt'. Die Auswertung ergab das ich in 2h50min 250 Wertungspunkte erreicht hatte. Erschöpft aber mit dem Wettkampf zufrieden ruhte ich mich nun aus. In Gedanken, ob ich den zum Ende hin ausgelassenen Wertungsposten hätte einsammeln können, sagte mir ein Sportkamerad das ich das Zwischenklassement anführe. Oha, die gerade zurückgegangene Aufregung stieg schlagartig wieder an. Nun: Daumen drücken! Es ging eng zu an der Tabellenspitze, eine Wertung - das Zünglein an der Waage?
Zu meiner Freude änderte sich auf den ersten Plätzen nichts mehr: 'Alles richtig gemacht!' und ich gewann vor Mark Huster und Jens Junghans (Skiclub Dresden) meinen ersten Score-MTBO als Einzelstarter.
So hatte das Wettkampfwochenende die ganze Breite der Emotionen zu bieten und fand einen äußerst erfreulichen Abschluss. Die 'Standortbestimmung' fällt daher positiv aus: mein Liteville-Bike passt hervorragend, wenn die Konzentration stimmt bin ich konkurrenzfähig, und an der Verbesserung der Kraft und Ausdauer wird weiter gearbeitet.
Nun schaue ich nach vorn, und freue mich auf die weiteren Herausforderungen. In 2 Wochen steht der 3. Meisterschaftslauf in der Umgebung von Potsdam an.