OF700 2014:
3 Tage nonstop Mountainbiken in Nordnorwegen
Wer tut sich das an? Mehr als 600km biken am
Stueck in rauen, wilden, 24h hellem Gelaende? Alle die endlose Singletrails, unberührte
Natur und Weitsicht lieben.
Hier die Zahlen: es gab 3 Mix-Teams, zwei
dänische und uns –Team Arzgebirg – und
12 Männerteams, auch hier viele dänische Mannschaften, die den langen Weg nach
Nordnorwegen fanden. Und dann sehr sehr viele Teams die die ca. halbe Distanz
als Ziel hatten – OF300.
Das Rennen startete am Dienstag, den 29. Juli
um 12:00 Uhr für die Mix-Teams und vor
uns lagen rund 620 km in der wilden, rauen Finnmark – zuerst eine Runde um Alta
– 50km auf Singletrails, mit herrlichen Abschnitten entlang des Flusses. Dementsprechend
erwarteten uns sowohl schlammige als auch Sand-Partien – aber die waren sehr
wenige im Vergleich zu verspielten Singletrails.
Nach einem kurzen Pitstopp ging es auf nach Stabbursdalen,
eine idyllisch gelegene Hütte mitten im Wald (na ja fast). Die Sonne bewegte
sich nordwärts, und gab uns eine tolle Stimmung. Nach gut 3h (ja das Gelände
ist so rau, das einige Etappen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 10km/h
haben) – hier füllten wir uns und die Rucksäcke mit Essen und Trinken auf.
Dann ging es schon weiter, gegen 19 Uhr abends
stellten wir uns auf 10 Stunden reine Fahrzeit ein bevor wir wieder
Zivilisation sehen würden – Laksvik. Die Veranstalter haben diese neue Etappe über
Stock und Stein gelegt – und ja es wurde sehr steinig – aber unsre Litevilles
spielten nur so mit dem Gelände. Wir genossen die fantastische Natur, die
tiefstehende Mitternachtssonne, tlw genau vor uns Die Streckenleger prophezeiten
bis zu 30min Lauf- und Tragepassagen. Aber mit unsren 140 mm
Vorderradaufhängungen gab es keine großen Probleme – mal kurze verblockte
Abschnitte wo wir nix riskierten – schließlich lag noch über 400km vor uns. So
genossen wir auch fast die 2 Pausen wegen Reifenschäden – kurzer erzwungener
Stopp, der aber der Konzentration in dem steinigen Gelände ungemein half – ich hätte
nicht 3h ohne Pause vollkonzentriert durch diese Steinwüste fahren können. Unverhofft
„schnell“ kamen wir in Lakselv an; nur 8 Stunden und die Freiwilligen dort
mussten bereits um 3 Uhr aufstehen.
Das Schild meint, es sei ein Radweg, aber du
musst genügend Geduld für diese Radwege aufbringen, denn manchmal geht es nur zu Fuß!
Nach 3 Stunden Ruhe und ein bisschen Frischmachung
sowie Frühstück ging es weiter nach Valjok. Hier berechnete der Streckenleger 6h,
aber auch das beste Männerteam brauchte gute 8h. Und es lag nicht nur am
Gegenwind! Es war einfach eine Etappe mit viel zu viel laufen – fahrbar aber kräftezehrend,
daher war laufen angenehmer, da ja immer noch mehr als 400km vor uns lagen.
Nach gut 7h stellte sich heraus dass wir das Essen zu knapp berechnet hatten
und auf Riegel umsteigen mussten. Auf der Etappe überholten uns die 2 besten
der 6h später gestarteten Männerteams, erst Erik, the Viking (Viking Racing
Team) mit Partner und dann Andreas und Bjørn von Tromsø. Aber auch die 4 Herren
wählten Laufen statt biken um Kräfte zu sparen – das gab uns Motivation zurück.
Endlich, nach einer Ewigkeit kamen wir Valjok an. Diese Etappe dauerte viel länger als
geplant, gute 10 Stunden! Wie sich im
Nachhinein herausstellte, ging es allen Teams so und wir waren nicht die
langsamsten! Gestärkt durch das gute Essen in Valjok und nach wie vor schönem
Wetter ging es auf nach Karasjok – für uns eine bekannte Etappe, zuerst
klettern nach oben, dann viel Wald und schließlich Feldweg hinunter nach
Karasjok. Dort hatten wir wieder 3 Stunden Pflichtaufenthalt, den wir zum
Schlafen nutzen.
In der Nacht brachen wir zur nächsten Etappe
auf. Das Wetter wurde schlechter, es regnete. Doch zunächst ging es noch auf trockenem
Asphalt die Straße hinauf zur Ravnastua, wo uns das schlechte Wetter „begrüßte“.
Ein Vorteil des Regens: die Sandwege waren besser zu fahren. Eine kurze Pause an der Hütte nutzen wir zum
Wechseln der Sommerkleidung auf wärmere Bekleidung – es wurde doch ziemlich
kalt. So neu verpackt starteten wir nach Mollisjok. Es ist wirklich eine sehr schöne Landschaft, durch
den Regen leider nicht so erlebbar, aber endlich kam die Sonne heraus und wir machten
kleinere Pausen. Mein diesjähriger Eindruck von der der Etappe Karasjok-
Mollisjok bestätigte die der letzten Jahre; hier ist das Herzstück der Finnmark
– ich liebe es! Nur etwas verwundert war ich, dass es trotz Regen immer noch so
viele Mücken gab. Aber das liegt wohl an den Sümpfen. Die Trails waren aber
meist trocken, ein wenig Schnee gab es auch noch zu bestaunen.
Von Mollisjok hatten wir Downhill-Biken nach
Soussavri, im Wesentlichen eine einfache Etappe, aber ich trank Kaffee in
Mollisjok und der bekam mir gar nicht, mir wurde ziemlich schlecht. Ich hatte
Magenprobleme und es war ein Kampf
weiterzufahren. In Soussavri gab es
leckere Fischsuppe, die verdrängte die Magenschmerzen und ich fühlte mich viel
viel besser, obgleich die Magenbeschwerden nicht vollständig verschwunden waren.
So konnte ich die Fahrt nach Masi nicht wirklich genießen, es war nach wie vor
viel Kampf und Entschlossenheit. Der Abstieg
nach Masi bereitet Hendrik viel Freude und ich freute mich, ohne Reifenschaden ans
Ziel dieser Etappe zu gelangen. Denn in Masi
waren wieder 3 Stunden Ruhe vorgeschrieben. Wir holten Informationen zur
nächsten Etappe nach Mieron ein, erfuhren, dass die erste Herren-Teams dafür etwa 6 Stunden benötigten; also für uns ca. 9 Stunden. Ich aß Kekse und war frohen Mutes,
eine angenehme Tour vor mir zu haben. Das
Wetter spielte auch mit, allerdings fuhren wir in die Nacht hinein und es würde
wiederum kalt werden. Der erste Teil der Etappe war Spaß am Radfahren und
unglaublich schöne Landschaft, nur dumm, dass wir wussten das Mieron sehr weit
weg liegt. Und nach 2 Stunden einfachen Radfahren (im Verhältnis gesehen!) begannen
wir zu laufen und konnten nicht mehr so fließend Radfahren bis wir zu einer Schotterstraße
kamen. Wir fragten uns, wo in aller Welt kommt diese breite Straße her??? Nach
einer ganzen Weile biken bekamen wir die
Antwort: Marmorsteinbrüche und eine Baustraße mitten in der Natur! Wir überquerten
die Kreisstraße im Baugelände, eroberten einen kleinen Hügel (nahmen nicht den
Asphaltweg) und fuhren nach Mieron rein.
Es war kalt (4 °C), es regnete und wir waren richtig nass. Jetzt eine Heizung
– so unsere Wünsche für Mieron. Und sie wurden erfüllt. Nach einer Stunde in
Warmen, wechseln der nassen Kleidung in trockene und Butterbrotscheiben
starteten wir gestärkt am Freitagmorgen nach Soulovoumbi. Ab jetzt ging es nur
noch Richtung Alta.
Auf den Weg dorthin machten wir zwei längere Pausen. Die Sonne gab ihr bestes, wo der Wind schwach wehte, hatten wir viele
Mücken, aber auf kleinen Anhöhen gab es wenig Mücken. Kontinuierlich näherten
wir uns der vorletzten Station. Der Veranstalter gab uns den Tipp, lange oben
zu bleiben, erst dann auf die Schotterstraße zu fahren, wir meinten, sie muss gleich kommen, aber nix kam,
stattdessen technische Trails mit viel Sand und ständig bergauf bergab. Das
ging auf die Stimmung und mein Fahrrad bekam auch was ab. In Soulovoumbi
angekommen war ich ziemlich leer, Bike kaputt, aus der Traum!
Eine solcher Defekt kurz vor Toresschluss – aber Hendrik reparierte mehr als eine Stunde, feilte,
bastelte, schraubte – der technische Support konnte nur staunen – und mein
Fahrrad fuhr, ich konnte wieder schalten
bis auf den kleinsten Gang – wau! Das musste reichen bis Alta und es war eine riesengroße
Erleichterung und eine wahnsinnige technische Reparatur (ohne entsprechende
Ersatzteile)!!! Vielen Dank und ewiger Ruhm an Hendrik – ohne ihn wären wir nicht zusammen im Ziel
gekommen. Nun konnten wir uns auf die
letzten 2 Etappen konzentrieren und trotz Sitzbeschwerden machten wir uns auf
den Weg.
Hendrik befürchtete, dass wir eine Menge Zeit
verloren hätten und aus Angst, dass Anne und Mads (das waren unsere Verfolger
als 2. Mix-Team ) kommen und uns einholen würden, trieb er uns
an und wir fuhren so schnell als möglich auf der Schotterstraße nach Gargia,
allerdings mit einem unerwünschten Stopp
wegen einer Reifenpanne, die ich hatte – und das auf der Schotterstraße ! Arg! Dann war es Zeit für Gargia-Alta, der
letzten Etappe. Es regnete wieder ein bisschen, wir stoppten, schlüpften in die
Regenbekleidung, machten auch ein paar Fotos. Die technischen Passagen lief ich
aus Konzentrationsgründen; war ich doch bereits sehr müde und ich wollte nicht
noch wenige Kilometer vor dem Ziel stürzen. Eine gewisse Unsicherheit befiel uns alle, die Orientierung war schwer,
sind wir auf dem richtigen Weg? Ja wir waren und waren darüber sehr erleichtert. Mit Koffeintabletten
hielt ich mich wach und radelte, radelte und radelte bis kurz vor dem Ende. An
der Byløypa angekommen, wirkten die
Koffeintabletten, ich bin den steilen Hang hochgeradelt, während Hendrik lief. Ich
wartete oben und dann wurde es nochmal ein wenig chaotisch, das GPS mussten wir genau lesen, waren doch die Pfeile manchmal verwirrend.
Aber der letzte Kilometer war Genuss und große Entspannung. In diesem Jahr gab es viele Menschen im
Zielbereich und alles Adrenalin schoss in den Körper, machte alle Anstrengungen
und Schmerzen vergessen und wir hatten es geschafft als erstes Mixteam ins Ziel
zu kommen….
Foto:
Geir Stian A. Larsen
Fragt uns nicht über unsere Hintern. Es war
eine Woche Rad-Pflichtpause.
Vielen Dank an alle, die uns so tatkräftig unterstützt
haben.
Ich bin beeindruckt von Anne und Mads, die
unverschämt gut fuhren und für ihre Erstteilnahme eine hervorragende Leistung
darboten. Probier es selber aus – einfach mitmachen. Es ist ein phantastisches
Abenteuer, ein Test der geistigen und körperlichen Kräfte und es sind unvergessliche
Erinnerungen.